Geesthachter Ratsversammlung fasst Beschluss zum Krankenhaus | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Geesthachter Ratsversammlung fasst Beschluss zum Krankenhaus

Sie wollen das Geesthachter Krankenhaus mit allen seinen Fachabteilungen erhalten, darüber sind sich die Geesthachter Stadtpolitik und Stadtverwaltung einig – und das haben sie auch im Vorfeld der jüngsten Ratsversammlung (14. November 2025) unter anderem durch entsprechende Anträge deutlich gemacht. Mit den Stimmen der antragstellenden Fraktionen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und BfG sowie der Ratsmitglieder der FDP, denen sich auch ein CDU-Mitglied anschloss, wurde Bürgermeister Olaf Schulze nun damit beauftragt, Chancen und Risiken einer eventuellen Kommunalisierung des Krankenhauses auszuloten unter Einbeziehung des Kreises Herzogtum Lauenburg und der Stadt Geesthacht. Ziel der Gespräche soll es zudem beispielsweise sein, dass das im ersten Insolvenzverfahren entwickelte Konzept für das Geesthachter Krankenhaus umgesetzt wird. Dieses sah unter anderem vor, die Geburtshilfe sogar auszubauen, statt sie zu schließen, wie der aktuelle Eigentümer für März 2026 angekündigt hat.

Bürgermeister Olaf Schulze betonte während der Sitzung, die auch live über die Plattform Youtube übertragen wurde und in die phasenweise mehr als 200 Endgeräte eingewählt waren: „Als Bürgermeister ist es meine Pflicht, Themen in unterschiedlichste Richtungen anzudenken und lösungsorientiert über den Tellerrand zu schauen. Ich habe in den vergangenen Tagen und Wochen viele Gespräche geführt, das gesellschaftliche Engagement ist groß. Die Geesthachterinnen und Geesthachter stehen zu ihrem Krankenhaus und setzen sich für dessen Erhalt ein – das sieht man unter anderem an der Petition für den Erhalt des Krankenhauses, die in kurzer Zeit breite Unterstützung fand. Vielen Dank dafür. Bis kurz vor Beginn der Ratsversammlung habe ich noch mit unterschiedlichen Akteuren gesprochen – und es zeichnet sich ab: Vielleicht ist es möglich, das Krankenhaus unter Beteiligung der Stadt Geesthacht fortzuführen“, sagte Olaf Schulze, der aber auch deutlich machte: „Klar ist, dass noch viele Fragen offen sind. In welcher Form kann sich die Stadt beteiligen? Die Haushaltslage der Stadt ist nicht gut… Wer unterstützt die Idee? Was ist auf Landes- und Kreisebene noch möglich?... Aber klar ist auch: Stadtverwaltung und Stadtpolitik gehen diesen Weg nur gemeinsam. Und wir engagieren uns für ein Krankenhaus, in dem Patientinnen und Patienten auch in der Geburtshilfe, der Gynäkologie und der Zentralen Notaufnahme behandelt werden. Eine Reduzierung der Angebote vor Ort, wie sie vom derzeitigen Inhaber ins Gespräch gebracht wurden, ist für uns inakzeptabel.“

Notaufnahme versorgt ca 17.500 Patientinnen und Patienten im Jahr

Zur Einordnung: Investor Thomas Pötzsch, der das Krankenhaus im Juli 2025 übernommen hat, kündigte inzwischen an, dass bereits 2026 mehrere Fachabteilungen des Krankenhauses geschlossen werden könnten. Ende Oktober 2025 wurde erneut ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung eröffnet. Bereits im September 2024 wurde für das Krankenhaus Geesthacht, das MVZ, die Geriatrie und das Seniorenzentrum, die damals noch von den Johannitern betrieben worden waren, Insolvenz angemeldet worden. Geesthachts Verwaltungsspitze hatte sich daraufhin gemeinsam mit der Lokalpolitik auf unterschiedlichsten Ebenen für den Erhalt des medizinischen Angebots in Geesthacht eingesetzt – obgleich die Krankenhausversorgung keine Aufgabe der Stadt ist, sondern Kreis und Land diese sicherstellen müssen. Dieses Engagement führen Stadtverwaltung und Stadtpolitik fort, seitdem erneut von möglichen Abteilungsschließungen die Rede ist. Im Sozialausschuss des Landes Schleswig-Holstein hatte Thomas Pötzsch erst am 6. November 2025 angekündigt, Geburtshilfe und Notaufnahme zum Ende März 2026 schließen zu wollen.

Ein Schwerpunkt der Diskussionen am 14. November in der Sitzung der Ratsversammlung bildete daher auch die Positionierung für den Erhalt dieser zur Diskussion stehenden Abteilungen. Denn die den Antrag unterstützenden Parteien sind sich einig: Alle Fachabteilungen des Krankenhauses sind für die gesundheitliche Versorgung der Menschen der Region unabdingbar – und zwar für Einwohnende Geesthachts, des Kreises Herzogtum Lauenburg, des nördlichen Niedersachsens und Mecklenburg-Vorpommers sowie des südlichen Hamburgs. Die Geburtshilfe des Krankenhauses ist bereits mehrfach für ihre gute Qualität ausgezeichnet worden, sorgt mit dem neuen Konzept eines Geburtszirkels bundesweit positiv für Aufsehen und ist die letzte verbliebene im Kreis Herzogtum Lauenburg. Auf diese Abteilung könne genauso wenig verzichtet werden, wie auf die Notaufnahme, die ca 1400 Patientinnen und Patienten im Monat beziehungsweise ca 17500 im Jahr versorgt.

„Wir können nichts versprechen, aber es lohnt sich zu für den Medizinstandort Geesthacht zu kämpfen – und das machen wir!“

Olaf Schulze, der schon während des ersten Insolvenzverfahrens mitwirkte, dass Kooperationen des Geesthachter Krankenhauses mit der Vamed-Klinik Geesthacht, dem Krankenhaus Lüneburg sowie dem Land Mecklenburg-Vorpommern zustande kamen, betonte zudem. „Es ist wichtig, dass wir weiterhin in Gespräche gehen und dass wir weiterhin Kooperationen führen. Erst vor wenigen Tagen habe ich wieder mit Vamed gesprochen - sie können sich weiterhin eine Zusammenarbeit vorstellen. Ich werde außerdem gerne prüfen, ob wir eine Form der Beteiligung der Bevölkerung und der Mitarbeitenden erreichen können. Lassen Sie uns zusammenstehen und gemeinsam handeln.

Politik und Bürgermeister dankten zudem dem Personal des Krankenhauses, dass trotz der schwierigen Situation während der ersten Insolvenz und auch jetzt weiterhin zu dem Standort stehe und nicht abwandere. „Wir können nichts versprechen, aber es lohnt sich zu für den Medizinstandort Geesthacht zu kämpfen – und das machen wir!“

So lautet der Beschluss der Ratsversammlung

Der genaue Wortlaut des Beschlusses, der am 14. November mehrheitlich beschlossen wurde: Das Geesthachter Krankenhaus ist für die Versorgung im Kreis Herzogtum Lauenburg und für die umliegenden östlichen und südlichen Region unverzichtbar.

Die Ratsversammlung fordert, den Weg frei zu machen für einen neuen Betreiber, der den bestehenden Versorgungsauftrag und das vorgelegte Sanierungskonzept ernst nimmt und erfüllt. Der Bürgermeister wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Vorsitzenden der Ratsfraktionen die Möglichkeit und Rahmenbedingungen für eine gemeinsame Unterstützung des Krankenhauses durch Land, Kreis und Stadt auszuloten und dazu Gespräche zu führen. Ziel dieser Gespräche ist, das im ersten Insolvenzverfahren entwickelte Konzept für das Geesthachter Krankenhaus durch einen geeigneten Betreiber umzusetzen. Dazu gehört auch Chancen und Risiken einer eventuellen Rekommunalisierung von Stadt und Kreis zu prüfen.

Die örtlichen Landtags- und Bundestagsabgeordneten werden aufgefordert, sich für den Erhalt des Geesthachter Krankenhauses als Krankenhaus der Vollversorgung einzusetzen, die angestrebten Kooperationen nach Kräften zu fördern und die Umsetzung des Sanierungskonzepts aus dem ersten Insolvenzverfahren zu unterstützen. Die Ratsversammlung erklärt sich solidarisch mit den Beschäftigten des Krankenhauses.

Die Ratsversammlung ist - vorbehaltlich entsprechender Genehmigungen durch das Land - bereit, einen Beitrag zum Erhalt des Geesthachter Krankenhauses mit Geburtshilfe, Gynäkologie und Notfallmedizin auf der Grundlage des Sanierungskonzepts und der angebahnten Kooperationen zu leisten. Zuständiger Ausschuss für vorbereitende Beratungen und Berichte des Bürgermeisters ist der Hauptausschuss. Aufwendungen für benötigte Beratungsleistungen sind durch Umschichtungen aus den Haushaltspositionen zum Beispiel für Fortbildung, Fraktionsmittel und Öffentlichkeitsarbeit zu finanzieren.