Frauenbeirat und Gleichstellungsbeauftragte setzen Zeichen gegen Gewalt | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Frauenbeirat und Gleichstellungsbeauftragte setzen Zeichen gegen Gewalt

Ein auffälliges Zeichen gegen Gewalt setzt die Stadt Geesthacht: Denn in der Einkaufsstraße wurde auf Initiative von Geesthachts Gleichstellungsbeauftragter Anja Nowatzky und dem Geesthachter Frauenbeirat eine Sitzbank orange gestrichen. „Wir schließen uns damit der internationalen Kampagne ‚Orange the world‘ an. In deren Rahmen wird die auffällige Farbe Orange, die für Hoffnung, Veränderung und Entschlossenheit steht, genutzt, um ein gewaltfreies Miteinander zu fordern“, erklärt Anja Nowatzky. „Wir möchten ein klares Statement abgeben: In Geesthacht ist kein Platz für Gewalt.“

„Wir möchten ein klares Statement abgeben: In Geesthacht ist kein Platz für Gewalt.“ (Anja Nowatzky)

Am 25. November 2025, dem „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen“, wird die Bank um 11 Uhr in der Fußgängerzone nun offiziell eingeweiht - und das eingebettet in eine ganze Reihe von Aktionen, die sichtbar nach einer gewaltfreien Gesellschaft rufen. „Wir beteiligen uns an der Aktion ‚Gewalt kommt nicht in die Tüte‘ und verteilen Brötchen in der Einkaufsstraße“, kündigt Anja Nowatzky an. Wie in den vergangenen Jahren werden die frischen Brötchen, von denen die Bäckerei Sievert dieses Jahr 300 spendet, in einer besonderen Brötchentüte verpackt sein. Darauf sind unterschiedliche Kontakte zu Einrichtungen aufgedruckt, bei denen von Gewalt betroffene Personen – auch anonym – Hilfe erhalten.

„Darüber hinaus werden an diesem Tag in der Einkaufsstraße mehrere rote Schuhe zu finden sein. Wer sich darüber wundert: Rote Schuhe stehen für die Femizide, die es durchaus auch in Deutschland, in Schleswig-Holstein gibt. Sie sollen an ihre Besitzerinnen erinnern, die den Tod fanden, weil sie eine Frau waren. Rote Schuhe symbolisieren in der Kunst und als Teil von Protestaktionen häufig Gewalt an Frauen, den Tod und die Abwesenheit von Opfern, die durch Femizide verloren gegangen sind. Die Farbe Rot steht für Blut, Leid und Gedenken, und die Aktion ‘Zapatos Rojos’ der Künstlerin Elina Chauvet hat sich weltweit etabliert, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen“, erklärt Katrin Wiech vom Frauenbeirat. Mit dem Begriff Femizid wird die Tötung einer Frau durch einen Mann beschrieben – weil sie eine Frau ist. „Femizide sind Ausdruck des tief verwurzelten Machtungleichgewichts zwischen den Geschlechtern und der Diskriminierung des weiblichen Geschlechts. Die tödliche Gewalt dient dabei der Aufrechterhaltung bestehender patriarchaler Machtstrukturen und Vorstellungen sowie der Bestrafung von Frauen, die sich ihnen widersetzen. Femizide sind daher nicht als isolierte Einzeltaten zu betrachten, sondern als drängendes gesamtgesellschaftliches Problem zu verstehen“, erklärt Katrin Wiech zu der Aktion der roten Schuhe, die auf Initiative des Frauenbeirats und der Gleichstellungsbeauftragten in der Geesthachter Einkaufsstraße dieses Jahr umgesetzt wird. Denn vor einigen Jahren entdeckte sie bei einem Spaziergang mit ihrer ungarischen Freundin Ildiko, die sie aus Kindheitstagen kennt, an der Donau in Budapest auf der Uferpromenade Schuhe – ein Schlüsselerlebnis.

Rote Schuhe in der Fußgängerzone als Zeichen gegen Gewalt

„Schuhe aus Metall, zierliche Frauenschuhe, klobige oder feine Herrenschuhe und sogar Kinderschuhe! Ich blieb stehen, sah meine Freundin fragend an. Sie sagte nichts. Die Schuhe waren aus Metall und am Boden befestigt. Warum waren sie hier? Ihre Besitzer und Besitzerinnen waren 1944/45 hier erschossen worden, weil sie jüdischen Glaubens waren. Dort war es der Glaube, der zum Tod führte. Noch erschreckender, furchtbarer und eigentlich unfassbar wird ein Tod, wenn der Grund ‚nur‘ das falsche Geschlecht ist“, sagt Katrin Wiech. „Frauen werden auch heute noch von Männern umgebracht, weil sie eine Frau sind! Weil sie sich dem Patriarchat nicht fügen wollen, weil sie einen eigenen Weg gehen wollen, weil sie sich das Recht herausnehmen, selbst zu entscheiden, mit welchem Mann sie leben wollen oder eben auch nicht. Wie entsetzlich ist das, heute, im 21. Jahrhundert in einer aufgeklärten, humanistischen Demokratie? Der Europarat hat 2011 mit dem ‚Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt‘, auch Istanbul-Konvention genannt, den bisher umfassendsten Menschenrechtsvertrag gegen geschlechtsspezifische Gewalt entwickelt. In Deutschland trat die Istanbul-Konvention allerdings erst sieben Jahre später, am 1. Februar 2018 in Kraft. Und wie Wenige wissen davon? Und deshalb, um gegen die verbreitete Gewalt gegen Frauen und ihren Gipfel - Femizide zu demonstrieren, werden wir die orange Bank in der Fußgängerzone unter dem Motto ‚Kein Platz für Gewalt gegen Frauen‘ in unserer Stadt einweihen.“

Femizide sind nicht als isolierte Einzeltaten zu betrachten, sondern als drängendes gesamtgesellschaftliches Problem“ (Katrin Wiech)

Die farbenfrohe Doppelbank steht in der Bergedorfer Straße am Wasserspiel und der Informations-Stele, die zum Verweilen einladen. „Wir wünschen uns, dass das auffällige Orange dazu anregt, das unbequeme Thema Gewalt in einem ungezwungenen Umfeld aufzugreifen. Denn es gibt viele Formen der Gewalt, die alle in unserem Alltag keinen Platz haben sollten – das kann zum Beispiel ein festes Zufassen sein, aber auch ein beleidigendes Wort“, sensibilisiert Anja Nowatzky.

Über einen QR-Code, der an der Bank angebracht wird, können Betroffene direkt die Telefonnummer der Frauenberatungsstelle in Schwarzenbek abrufen.

Am Abend des Aktionstages (25. November) zeigt das Kleine Theater Schillerstraße (kTS, Schillerstraße 33) in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten und dem Frauenbeirat um 19.30 Uhr den Film „Oxana“. Inspiriert von der wahren Geschichte der FEMEN-Mitgründerin Oksana Schatschko zeichnet Oxana – Mein Leben für Freiheit“ das bewegende Porträt einer Rebellin, die zwischen Kunst und dem Kampf für die Freiheit alles riskierte. Karten gibt es im kTS und werden pro Ticket mit 5 Euro vom Frauenbeirat bezuschusst.